Lesung: "Die verlorene Heimat"
Martin Aleida, indonesischer Autor und Überlebender der Massaker von 1965, kommt nach Deutschland: Köln, Frankfurt, Berlin, Hamburg, 21-28. November 2017.
Am Dienstag, den 21.11.2017 um 16.00 Uhr, findet die Lesung im Orientalischen Seminar statt. (Universität zu Köln, 125 Bibliothek 318)
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Das Jahr 1965 verzeichnete die größte politische Wende überhaupt in Indonesien. Die Machtübernahme durch Diktator Suharto wurde mit Massenmorden an mindestens 500.000 Mitgliedern und Sympathisanten der indonesischen kommunistischen Partei (PKI), sowie Verhaftungen von weiteren hunderttausenden Leuten ohne Gerichtsverfahren gekennzeichnet. Viele, die zu dieser Zeit im Ausland waren, beispielsweise auf Dienstreise, als StudentInnen, ArbeitnehmerInnen oder im diplomatischen Dienst Beschäftigte, konnten nicht zurück. Sie mussten befürchten, dass ihnen dasselbe Schicksal, wie ihren FreundInnen, Bekannten, Verwandten und Familien in Indonesien, widerfahren würde. Ihnen wurde zur Auswahl gestellt, ihre Treue zum neuen Machthaber, Suharto, zu erklären oder ihre Staatsbürgerschaft zu verlieren. Diejenigen, die sich weigerten den neuen Diktator anzuerkennen, wurden mit der Konsequenz konfrontiert, ihren Reisepass von den indonesischen Botschaften nicht verlängert zu bekommen. Jahrelang lebten sie in verschiedenen Ländern Europas als Staatenlose, unter anderem in Deutschland.
Martin Aleida, indonesischer Autor und Überlebender der Massaker von 1965, ist in Tanjung Balai, Asahan, Nordsumatra, am 31. Dezember 1943 geboren. Mehr als 50 Jahre verbrachte er in Jakarta als Student, Journalist, und Autor einiger Romane und Kurzgeschichten. Auf der International People’s Tribunal zum Verbrechen von 1965 in Indonesien trat er als Zeuge auf. Er ist Gewinner des Loyalitätspreises der Tageszeitung KOMPAS und des Kunstpreises des Bildungs- und Kulturministeriums Indonesiens.
2016 befand sich Martin Aleida auf einer Reise durch mehrere Länder in Europa. Mit Unterstützung von Organisationen und Einzelpersonen, unter anderem Watch Indonesia!, traf er sich mit indonesischen Exilanten in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Bulgarien und Tschechien und dokumentierte seine Gespräche mit ihnen. Im Sommer 2017 hat er im bedeutendsten indonesischen Verlag, Gramedia, einen Sammelband seiner Kurzerzählungen über die in Europa lebenden indonesischen Exilanten veröffentlicht. Eine dieser Geschichten wurde dieses Jahr als beste Kurzgeschichte, die in der renommierten Tageszeitung Kompas erschienen war, ausgezeichnet.
Martin Aleidas Werk ‚Tanah Air yang Hilang‘ (Die verlorene Heimat) gehört zu den wenigen Dokumentationen, die sich dem Schicksal der indonesischen ZwangsexilantInnen widmen. Den Stimmen und Geschichten dieser Leute wollen wir hier in Deutschland einen Platz geben. Dieses Werk möchten wir in Deutschland vorstellen als Teil unserer Kampagne zur Förderung der Vergangenheitsaufarbeitung in Indonesien und um in Deutschland um Solidarität zu werben. Auf der Lesung wird ein oder zwei Werke auf Deutsch und Indonesisch vorgelesen. Martin Aleida wird seine Erfahrung mit den ExilantInnen erzählen sowie zu politischen und geschichtlichen Hintergründen Stellung nehmen. Anschließend gibt es Zeit für Diskussion.
Programm
Köln
Dienstag, den 21.11.2017 um 16.00 Uhr,
Orientalisches Seminar, Universität zu Köln
125 Bibliothek 318
Kerpener Str.30
D-50931 Köln
Veranstalter: Orientalisches Seminar Universität zu Köln
Die gesamte Tour mit allen Terminen in Deutschland: Facebook: https://www.facebook.com/tanahairyanghilang/
Eine Kooperation von Watch Indonesia!, Universität zu Köln, Stiftung Asienhaus, DIG-Köln, Universität Bonn, Universität Hamburg und DIG-Hamburg