Iranischer Kulturraum
In den BA- und MA-Studiengängen Sprachen und Kulturen der islamischen Welt mit persischem Schwerpunkt stehen Geschichte und Kultur der iranischen Welt im Mittelpunkt. Diese umfasst in erster Linie die heutigen Staaten Iran und Afghanistan, reicht aber historisch weit darüber hinaus und bezieht auch den Irak sowie große Teile Zentralasiens und Indiens mit ein, die alle über viele Jahrhunderte zum iranischen Kulturraum zählten und mitunter bis heute Teil von ihm sind.
Neben dem Erlernen der persischen Sprache (klassisches und modernes Persisch), der prägenden Sprache des iranischen Kulturraumes, finden historische Fragestellungen im weitesten Sinne Berücksichtigung, d. h. zu Sozial-, Wirtschafts-, Kultur- und Mentalitätsgeschichte von der Islamisierung bis in die Gegenwart. Die Beschäftigung mit Themen vergangener Jahrhunderte bildet die unabdingbare Grundlage zum Verständnis der modernen Entwicklungen und Prozesse, die heute den iranischen Kulturraum gestalten. Schwerpunkte im einzelnen sind u. a. die iranisch-islamische Geistes- und Literaturgeschichte, religiöse Konzepte und Wertordnungen, insbesondere die Entwicklung der Schia in ihren verschiedenen Ausprägungen, die religiös-politische Auseinandersetzung mit westlichen Lebensformen und gesellschaftliche Umbrüche. Eine Schwerpunktsetzung ist nicht vorgegeben, so dass die Studierenden je nach persönlichen Interessen ihr eigenes wissenschaftliches Profil entwickeln können.
Im Masterstudium ermöglichen Veranstaltungen verwandter Fächer interessierten Studierenden, sich die für sie relevanten Methodenkenntnisse zu erwerben, die sie für ihre späteren beruflichen Ziele qualifizieren.
Der Lehrstuhl betreibt Forschungen zu Iran und iranisch geprägten Kulturen und Gesellschaften Asiens ebenso wie zu iranischen Diasporagemeinschaften in der ganzen Welt. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Geschichte kultureller Beziehungen zwischen dem iranischen Raum einerseits und dem europäischen und asiatischen Raum andererseits. Der Lehrstuhl unterstützt anwendungsoffen eine Entideologisierung und De-Essentialisierung heute gängiger Erklärungsmodelle der Geschichte und Kultur des iranischen Raums. So will er Grundlagen für die notwendige kritische Reflexion und Bewertung aktueller Entwicklungen, Argumentationen und öffentlicher Diskurse zur Verfügung stellen, die gerade für den iranischen Raum in seinen Beziehungen zu Europa und Asien von großer Bedeutung sind und bleiben werden.
Der Lehrstuhl arbeitet historisch, kulturwissenschaftlich, philologisch, sprach- und literaturwissenschaftlich. Dem zeitlichen Rahmen von der Neuzeit bis zur Gegenwart kommt großes Gewicht zu, aber frühere Perioden und diachrone Fragestellungen finden volle Berücksichtigung.
Der Lehrstuhl ist an einem übergreifenden Austausch und der Entwicklung innovativer Forschungsfelder wie Gender Studies, Environmental Humanities, Decolonizing Knowledges/Practices interessiert und fühlt sich der Integration umfassenderer Fragestellungen im Dialog mit anderen relevanten Fachwissenschaften verpflichtet.